Duroyan Fertl interviewt Aaja Chemnitz Larsen, Mitglied des dänischen Parlaments für Inuit Ataqatigiit
In Kalaallit Nunaat (Grönland) errang die linke Partei Inuit Ataqatigiit („Volksgemeinschaft“) bei den Wahlen im vergangenen Jahr einen Erdrutschsieg und gewann 37 Prozent der Stimmen und 12 der 31 Sitze im Inatsisartut (Parlament Grönlands).
Das vergangene Jahr erwies sich jedoch als schwierig und führte zu einem Wechsel der Koalitionspartner. Unterdessen steht das Land vor zahlreichen Herausforderungen, da es einen Ausgleich zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und sozialer Gerechtigkeit und Maßnahmen in den Bereichen Klimawandel und Umweltschutz herstellen muss und mit einer sich verändernden globalen Sicherheitslage konfrontiert ist, wobei Dänemark noch immer die Kontrolle über die auswärtigen Beziehungen und die Verteidigung hat.
Ihre Partei, die Inuit Ataqatigiit (IA), gewann im April letzten Jahres die vorgezogenen Wahlen in Grönland. Welche Erfahrungen hat die IA als linke Regierungspartei seither gemacht?
Der Schwerpunkt unserer nun bereits beinahe einjährigen Tätigkeit lag auf der Zusammenarbeit mit unseren Koalitionspartnern der Partei Naleraq, einer noch weiter links angesiedelten Partei als wir, die sich aber auch sehr stark auf die Unabhängigkeit Grönlands konzentrierte und dies viel früher tat als wir bei der IA.
Es ist normal, dass sich die grönländische Bevölkerung über die Unabhängigkeit Gedanken macht – wenn man sich die Geschichte anschaut, sieht man, dass wir schon 1953 unabhängig werden hätten können, als wir (zumindest auf dem Papier) mit Dänemark gleichberechtigt wurden.
Der Schwerpunkt lag sehr auf der Unabhängigkeit und darauf, wie wir in der Außenpolitik eine andere Rolle spielen können. Wir haben eine Redewendung: „Nichts über uns ohne uns“, was bedeutet, dass jede Diskussion über Grönland oder die Arktis im dänischen Parlament (das über unsere Außenpolitik verfügt) mit grönländischer Beteiligung geschehen sollte.
Wir haben uns also sehr auf diese Themen konzentriert. Die Zusammenarbeit mit der Naleraq verlief nicht immer reibungslos. Es war irgendwie chaotisch und es gab einen ziemlich großen internen Fokus auf diese Zusammenarbeit.
Sie haben kürzlich die Koalitionspartner gewechselt, von der Naleraq zur sozialdemokratischen Partei Siumut. Gab es andere politische Gründe für einen Wechsel der Koalitionspartner oder war es vor allem die Frage der Unabhängigkeit?
Ich denke, es ging vor allem um die Haltung gegenüber Dänemark. Ich denke, dass sowohl die Siumut als auch die IA verstehen, dass wir mit Dänemark zusammenarbeiten müssen, aber wir müssen dies auf viel gleichberechtigtere Weise tun.
Wir müssen eine gute Zusammenarbeit sicherstellen und respektvoll miteinander sprechen. Dies ist für uns bei der Inuit Ataqatigiit sehr natürlich, aber nicht unbedingt für die Naleraq.
Aus diesem Grund sind die auswärtigen Angelegenheiten – insbesondere die Beziehungen zu Dänemark, aber auch zu den USA – etwas, das in den grönländischen Zeitungen viele Schlagzeilen gemacht hat.
Jetzt sind wir also zur Siumut als Koalitionspartner gewechselt. Hoffentlich können wir uns jetzt viel mehr auf die außenpolitischen Fragen konzentrieren, mit denen wir uns befassen müssen.
Lesen Sie den vollständigen Artikel auf der Website der Rosa-Luxemburg-Stiftung - Büro Brüssel.
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